Trekking in den Heimgefilden

Samstag 14.05.2016


Vom Hasenbergl nach Freising


Pünktlich zum Pfingstwochenende kommt die Sauwetterfront. Zu dem Spruch "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung" möchte ich hinzufügen ".... nur schlechte Gedanken". Die sind es nämlich welche mich fast daran gehindert hätten los zu gehen. 

》Wos soi i denn bei dem Sch..... Wedda draußn, latsche bloß em Batz rum, dahoam is schee trocken und warm.... bla..bla..《

Unglaublich wie das eigene Hirn auf mich einquasselt.. Schnautze halten sag ich halblaut zu mir selbst und stapfe stur mit meinem Poncho über die Panzerwiese. Und was sag ich, keinen Kilometer und Er war weg, der Schweinehund.

Jetzt kann ich mich endlich wichtigeren Sachen widmen, z.B. wie bekomme ich meinen Poncho bequem über den 70l Rucksack ohne mir die Schultern auszukugeln.

Im Schleißheimer Wald mache ich eine Testreihe.

nach dem 4. Versuch habe ich den Dreh raus. Der Poncho hat innen so Schlaufen die eigentlich zum halten am Lenker beim radfahren gedacht sind, diese klicke ich in meine 2 Karabiner an den Rucksackschultergurten und stülpe den Poncho über den Rucksack. Jetzt kann ich den Rucksack anlegen ohne das der Poncho runterfällt, dann brauche ich nur noch nach hinten greifen und den Poncho über den Kopf ziehen.

Umgekehrt kann ich, wenn es aufhört zu regnen die Regenhaut ruck zuck nach hinten werfen, das ist genial, ein riesen Vorteil genüber Regenjacken.

Oberschleißheimer Flugfeldwiese
Oberschleißheimer Flugfeldwiese
Die Schafe am Hochmuttinger Obergrashof mögen es nicht nass und verkriechen sich im Unterholz

Das feuchte Wetter treibt die Schnecken auf die Wege, ich bestaune die schönen Häuser und denke, die sind wie ich, tragen die Unterkunft auf dem Rücken und sind seehr langsam.

Ich habe meinen kleinen Bushbox Hobo Kocher dabei, ganz bewußt lies ich den Spiritus Einsatz daheim, das ist so ne Männer Sache, jetzt wo ich das ganze nasse Holz sehe schwindet die Zuversicht auf meine Abendspagetti. Aber ich kenne ja zum Glück die Brennholzdepot's der Umgebung. Also hole ich mir vorsorglich einen Scheit aus einem solchen Lager und schnitze mir eine Hosenseitentasche voll weg, der Restscheit kommt wieder zurück, der Besitzer wird es mir verzeihen, bzw. gar nicht merken.

Mein Weg verläuft über Oberschleißheim am Schloß Lustheim vorbei und den Kanal entlang Richtung Hochbrück. Mein Ziel ist die Isar und an der entlang will ich dann nach Freising. Der Biber ist auch hier im Schleißheimer Kanal  ganz unübersehbar wieder daheim. Teilweise sind es die letzten von der menschlichen Bebauung übriggelassenen Bäume die er anknappert, weil er nicht anders kann, seine Gene verlangen es.

Der Regen hat aufgehört dafür drücken die 13 Kilo Rucksack langsam aufs Gestell, doch der Lust am wandern tut das keinen Abbruch.

Als ich die Isarauen erreiche ist es bereits zwei Uhr das waren dann sechs Stunden ab daheim. Mit dem Rad bin ich in höchstens zwei Stunden da. Das mit der Zeit ist so ne Kopfsache. Da ich viele Radtouren mache, hat sich so eine Art Zeitmesser in mir eingenistet der auf Radfahren geeicht ist. Wenn da also steht "Freising 24km" dann ist das nach Radfahrerdenke ca. 3 Std. doch wie lange das zu Fuß dauert, ganz ehrlich, keine Ahnung, ist mir auch Wurst, apropo Wurst, ich mach jetzt mal  wieder Pause und esse mein Wurstbrot.

An der Isar bei Garching
An der Isar bei Garching

Jetz also den Isarradweg entlang. Da bewege ich mich sozusagen in einem grünen Band, ohne Verkehr, nur die Flugzeuge donnern rüber zum nahen Franz Josef Strauß Flughafen, und das sind jetzt zu Pfingsten nicht wenig. Als Trekker bin ich hier ein Exote, niemand wandert den Isarradweg lang, für mich ist es auch das erste Mal, ich muß sagen, schön, ausgesprochen schön, und was sag ich, jetzt kommt auch noch die Sonne raus.



Ich gehe noch ein paar Kilometer, dann so ca. 5 Uhr reicht es für heute. Ich sehe eine Lichtung, mit Jägerstand, ich hoffe es ist gerade Schonzeit, umd dahinter, was sag ich, ein Holzlager.

Ich hab da so einen Filter von Sawyer den ich jetzt benütze um mein Tee und Kochwasser für die Spagetti aus der Isar zu filtern. Ob das Verfahren unbedenklich ist in hinblick auf das derzeitige Hochwasser durch die starken Regenfälle, ich hoffe es, jedenfalls habe ich im Nachhinein keine Nebenwirkungen gemerkt, der Tee war gut, die Spagetti vorzüglich, und der Hobo bullerte prächtig dank Trockenholz.

In der Nacht stehe ich so neben dem Zelt und rauche meine Zigarre, da raschelt es aus dem Gehölz, und ich sehe Schatten auf der Lichtung. Ich schalte meine Taschenlampe, auch so ein Wunderding von Nitecore ein, das Ding leuchtet die ganze Lichtung aus. Drei Rehe stehen da, sie laufen gar nicht weg, entweder blendet sie das Licht so sehr oder sie erkennen darin keine Gefahr, jedenfalls grasen sie weiter.


Sonntag 15.05.2016


Die Nacht regnete es durch, der Morgen ist trocken. Es geht weiter und bald erreiche ich die Brücke bei Hallbergmoos. Da erinnere ich mich das Mintraching nicht weit weg ist, da müsste doch eine Tankstelle sein, vielleicht gibts da Kaffee. Ich schau im Handy bei Openstreet Maps nach. Ja da ist eine Total Tankstelle eingezeichnet und was sag ich, die haben einen Shop, mit Kaffee, Croissants, belegten Semmeln und Mineralwasser, 5 Sterne für Total Tankstelle.

Nach Mintraching ca. 1km von der Isar
Nach Mintraching ca. 1km von der Isar

Wieder an der Isar kommt immer wieder die Sonne durch, nach und nach ziehe ich mich aus, erst die langen Unterhosen, dann Jacke, dann Pullover. Die letzten Kilometer bis Freising geniese ich.

In Freising angekommen merke ich dann doch die 40 Km in den Knochen. Da kommt mir der morgige Pfingstmontag zum ausruhen gelegen. Als ich in Feldmoching aus der S-Bahn steige komme ich daher wie einer der durch die Mangel gedreht wurde. 


Was sag ich ... Schee wars....

Kommentar schreiben

Kommentare: 0